Lehmbau-Werkstatt mit der Landwirtschaftsschule St.Florian

Kurz vor Weihnachten 2024 hat unser Projekt mit einem Theorie-Vortrag begonnen. Es ging um Lehm, Lehmbau-Techniken und Referenzprojekte. Das Material wurde begutachtet und Einsatzbereiche diskutiert.

Der Aushub
Anfang April ging es weiter: Nach einer Recherche zu den unterschiedlichen Bodenqualitäten durch die Schüler*innen anhand von Doris und ebod, war ein Standort für den Aushub festgelegt worden: Neben dem Biotop beim Sportplatz fuhr der Bagger auf und hub ein 2m tiefes Loch aus. Das Bodenprofil wurde mit den Ergebnissen der Recherche verglichen: 30 cm Humus, dann ein lehmiger Schluff und ab 1,4m Tiefe ein schluffiger Lehm. Das Bodenprofil sagte die Lehmschicht ab 1,1m voraus. Diese Abweichung ist jedoch normal.

Die Proben-Herstellung
Der Aushub wurde anschließend analysiert. Zuerst mit einfachen Lehmproben mit allen Sinnen: Sehen, Fühlen, Riechen, Schmecken(!?). Der Kugelprobe, der Zigarrenprobe (wir brauchen dringend einen neuen Namen für diesen Test!), Fallproben etc. Dann wurde das Material gesiebt und teilweise abgemagert, um dann aus unterschiedlichen Mischungen (mit Sand und Stroh) Putzproben und Testziegel herzustellen.

Die Analyse
Gut drei Wochen später wurden die Proben analysiert: Keine der Putz-Proben war komplett abgefallen, die rohen Lehmputze zeigten starke Risse und waren aufgeschüsselt. Die Mischungen mit 1 Teil Lehm zu 2 Teilen Sand stellten sich jedoch als perfekte Putzmischung heraus: es gab nur minimalste Schwundrisse und auch kaum Abrieb. Die Mischung 1:3 hatte hier schon wesentlich stärkeren Abrieb.

Die Lehmziegel waren leider teilweise zugedeckt gelagert worden und waren deshalb zum Zeitpunkt der Analyse noch nicht komplett durchgetrocknet. Es war jedoch erkennbar, dass das Material stellenweise nicht homogen genug gemischt worden war, was eventuell auch dem Zeitplan zu schulden war, der kein Sumpfen der Mischung über Nacht zuließ. Auch hier wies das Rohmaterial Risse auf, die Mischungen mit Sand und Stroh zeigten jedoch gute Stabilität.

Der Lehmofen
Der Ofen wurde in drei Etappen geplant:
1. Etappe: Grundplatte und 1. Schicht
2. Etappe: Isoliertschicht (Lehm mit Stroh)
3. Etappe: Verputzen

Am 7. Mai 2025 startete der Lehmofen-Bau mit der ersten Etappe. Es wurde in drei Gruppen gearbeitet: die erste Gruppe stellte die Grundplatte aus Holz her, die zweite Gruppe bereitete das Material auf und die dritte Gruppe begann die Mischung für den Lehm-Mörtel herzustellen.

Dann wurde in der ganzen Gruppe die Grundplatte im Lehm-Mörtelbett verlegt. Darauf wurden Schamottsteine im Sandbett verlegt und die negativ Kuppel für den Ofenraum aus Sand hergestellt. Über die Halbkugel wurden dann Lehmkugeln versetzt. Diese wurden in einem letzten Schritt mit Restmaterial bzw. Lehmmörtel gut miteinander verbunden. Der Ofen wurde zum Trocknen in der Maschinenhalle gelagert.

Eine Woche später wurde die Isolierschicht aus einer Stroh-Lehm-Mischung aufgebracht und diese durfte abermals trocknen.

Zum Abschluss des Projekts stand das Verputzen und des Einheizen an. Bei Erfolg Backen von Testpizzen an. In der letzen Schulwoche am 30. Juni war es soweit: der Lehmofen wurde verputzt und dann langsam eingeheizt. Bis schlussendlich zum Abendessen die Pizzen bei guten 330°C gebacken werden konnten. Da jeder Ofen individuell ist, brauchte es eine gewisse Zeit, bis die richtige Technik gefunden wurde, aber dann konnten die Pizzen im fünf Minuten Takt produziert werden.

Die Rückmeldungen waren durchaus positiv: Es hat geschmeckt und die Schüler*innen waren begeistert, dass da „wirklich was draus geworden ist!“, sie hätten „gar nicht daran geglaubt, dass das funktioniert!“.

Ein Schulprojekt über ein ganzes Semester zu begleiten war auch für uns eine neue, spannende Erfahrung und wir würden uns freuen, so etwas öfter machen zu dürfen. Also meldet euch gerne, wenn ihr Lust auf ein lehmiges Projekt habt.


Dieses Projekt wird im Rahmen der Projektreihe RaumGestalten 2024/25
unterstützt. RaumGestalten ist eine Projektpartnerschaft von OeAD,
Architekturstiftung Österreich und Bundeskammer der Ziviltechniker:innen |
arch+ing; Kooperationspartner: AUVA – Allgemeine Unfallversicherungsanstalt.

… und was denkst du?